Wer mich etwas näher kennt weiß, dass ich viele meiner Freizeitaktivitäten mit Deniz unternehme. Deniz ist ein Freund, den man als Kumpel fürs Leben bezeichnen würde. Als damals dieser Rallye-Gedanke geformt wurde, waren wir uns nicht so ganz sicher, wie wir das Thema am besten anpacken sollten. Es gab zwar Argumente dafür, dass Deniz und ich gemeinsam als ein Team an den Start gehen aber letztendlich entschieden wir uns für eine andere spannende Konstellation! Wir beschlossen den Versuch zu unternehmen, mit zwei Vater-und-Sohn-Teams bei der Rallye an den Start zu gehen; Deniz und sein Vater als das Team „Freiheit“ und die Ercan’s als das Team „Father and Son“.

Gut, Deniz hatte ja bereits vergangenes Jahr vor der Anmeldung ihres Teams mit seinem Vater über das Vorhaben gesprochen und alles soweit in trockene Tücher gebracht. Das heißt, sein Vater was sich dessen bewusst, dass zumindest Deniz und ich das Ziel verfolgen, diese zwei Teams gemeinsam möglichst viel Wegstrecke zurücklegen zu lassen. Damit das alles Ansatzweise auch so klappt, sollten sich zumindest mal unsere Eltern gegenseitig kennenlernen. Deniz seine Eltern kannten mich und meine Eltern kannten Deniz, unsere Eltern hingegen kannten sich noch nicht. Daher beschlossen wir, bei dem nächsten Vor-Ort-Besuch von Deniz seinen Eltern hier in Stuttgart ein gemeinsames Abendessen hinzukriegen. Der nächste Besuch von Deniz seinen Eltern kündigte sich für den 29. März an. Damit war klar, dass ich am 24. März bei meinem Vater mit der Tür ins Haus fallen musste. Neben der ganzen Thematik mit Rallye & Co musste ich noch meinen Eltern beiläufig erklären, dass sie am 29. März in Stuttgart zum Abendessen mit unserem Nachbar-Team verabredet sind. Aaaaber: Für Südländer alles kein Problem! Spontanität lautet das Zauberwort. Auch wenn man den Südländern eine chronische Unpünktlichkeit nachsagt, so ist mindestens auch genauso sehr die Spontanität ausgeprägt! Ich könnte hier an dieser Stelle Geschichten erzählen, da würde jeder noch so interessierte Leser sagen „Vergiss die Rallye, erzähl mir mal lieber nochmal die Story über das wildfremde Mädchen aus Holland, das damals für 8 Monate bei euch einzog und ihr von ihrer Existenz, dem Besuch und ihrer Absicht 30min vor ihrer Ankunft am Stuttgarter Hauptbahnhof per Telefon erstmals in Kenntnis gesetzt wurdet“… In der Berufswelt würde man sowas Agilität nennen!

Naja, zurück zum Thema! Wir hatten uns für Donnerstagabend in einer kleinen Wirtschaft in Zuffenhausen zum Abendessen verabredet. Es war ein sehr netter Abend und von der anfänglichen Aufregung meiner Eltern war nicht allzu viel geblieben. Nach einer kurzen Aufwärmphase wurde wild über alles mögliche Gesprochen. Die Väter unterhielten sich über die individuellen Sachen, die sie jeder für sich als eminent Wichtig erachtete. Die Mütter witzelten darüber, wie sich wohl die Väter so ganz allein ohne ihre helfenden Hände zwei Wochen wohl da draußen herumschlagen würden. Deniz und ich verständigten uns noch so, wie es richtige Männer machen! Wir nickten uns unauffällig zu und führten damit so Dialoge wie „ich glaub, es läuft ganz gut. So wie es aussieht, können wir gemeinsam hochfahren. Mein Vater mag deinen Vater…“

Wir hatten an dem Abend noch versucht, vom Inhaber der Wirtschaft, der vom Alter her gefühlt beide Weltkriege mitbekommen hat, ein paar nette Gruppenbilder zu bekommen. Wir haben ungelogen 2 bis 3 Minuten posiert und er hat irgendwas mit meinem Telefon gemacht, aber ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl „Super, und jetzt noch eins hochkant und ohne Blitz“ oder so. Stattdessen hatte ich eher das Gefühl, dass er meine Nachrichten auf dem Telefon las. Wie dem auch sei, normalerweise wäre ja der Speicherplatz viel zu Schade und man würde solche Bilder direkt löschen. ABER: Ich habe mal alle Bilder, die der nette Herr geknipst hat, hier hochgeladen – echt lustig irgendwie. Die Bilder wurden in der aufgenommenen Reihenfolge hochgeladen!

Rückblickend muss ich sagen, war das die beste und genialste Entscheidung! Mein Vater hat Mitte Februar einen Stent am Herz gelegt bekommen. Ich möchte hier keine Dramatik reinbringen, aber auch wenn ein Stent am Herzen fast schon so eine gewöhnliche Sache wie die Butter auf dem Brot geworden ist, so sollte man sich immer vor Augen halten, dass mit dem Alter das Unerwartete einen entscheidenden Einfluss haben könnte…

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