Heute war der Tag der Tage! Heute habe ich meinen Co-Piloten nominiert! Das hatte sich gut angeboten, da mein Alltags-Auto mittlerweile repariert wurde (Blog) und ich somit bei der Werkstatt abholbereit war. Für alle, die sich fragen, was das hier für ein Zirkus mit dem Auto-Tauschen, Abholen, Fahren, machen, tun ist: Ich bin in Altensteig im Nordschwarzwald (ist noch Schwaben!) aufgewachsen und wohne mittlerweile seit ca. 7 Jahren in Kernen im Remstal. Ich versuche so oft wie nur möglich bei meinen Eltern in Altensteig zu sein und lasse keine Gelegenheit aus, nach Altensteig zu fahren.

Nun gut, wie gesagt bin ich mit der Absicht meinem Vater von der Rallye zu erzählen bei meinen Eltern vorbei gefahren. Wir saßen zunächst da und tranken unseren Kaffee und redeten ein wenig über hier-und-da, bis ich irgendwann mein Tablet raus zog. Ich öffnete auf meinem Tablet unsere Rallye-Seite und zeigte sie ihm. Da zu diesem Zeitpunkt auf der Seite noch kein Bild von meinem Vater und mir drauf waren ging ich davon aus, dass er vermutlich etwas „länger“ benötigen würde um zu bemerken, dass das unsere Seite war. Pustekuchen! Mein Vater hat direkt instant auf der Seite beim Anblick unseres Logos den Braten gerochen! Er sagte „Das Auto in dem Logo, das ist ja deins!“. Ich meinte, (jetzt wird es Albern, ich weiß) „ja-nein, mein Auto hat das Kennzeichen WN-IE 777. Das Auto in dem Logo ist ein anderer Mercedes und hat das Kennzeichen WN-EI 777“. Mir wurde bewusst, dass ich an vieles gedacht hatte aber eine absolute Fehleinschätzung über die Sehstärke meines Vaters hatte. Normalerweise setzt er bei jeder Gelegenheit seine Lesebrille auf, auch wenn es nur darum geht, einen Löffel Zucker in seinen Tee zu geben. Daraus hatte ich geschlossen, dass mein Vater das ohnehin sehr kleine Kennzeichen auf dem kleinen Tablet-Bildschirm niemals erkennen würde; ein fataler Irrtum! Ich musste zu Plan B wechseln: Ihn die Home-Seite durchlesen lassen und anschließend einfach drauf losplappern und ihm von der ganzen Sache erzählen.

Ich erzählte ihm, worum es sich handelte, was der Plan wäre und wie das ganze Thema eigentlich entstanden war. Mein Vater wirkte sehr entspannt, etwas zu entspannt wie ich meine, aber es war keine Spur von Abneigung oder Stress zu erkennen. Ich glaube, er war doch ein wenig gerührt von dem ganzen Thema und ich konnte ein leichtes Beben in seiner Stimme hören, als er dann das Wort ergriff. Er sagte mir, dass er sich sehr freue, dass ich ihn mit auf die Rallye nehme und das er sehr gespannt sei, was da auf uns wohl zukommen würde. Irgendwann bemerkte ich, wie meine Mutter irgendwie nervös in ihrer Hosentasche etwas suchte und schaute zu ihr rüber… Ich sah, dass sie ziemlich glasige Augen hatte und ich fragte mich, ob jetzt gerade irgendwas schief gelaufen war?! Hatte ich evtl. mich verplappert und aus Versehen meine Mutter auf die Rallye eingeladen? Oder hatte ich meine Mutter mit meinem Vater auf die Rallye geschickt?! Ich konnte nicht verstehen, wieso meine Mutter etwas auf dem emotionalen Dampfer war. Sie meinte „es macht mich einfach nur Stolz zu sehen, was du für deinen Vater machst! Offensichtlich haben wir vieles richtig gemacht, dass du immer wieder an uns denkst…“. Naja, nette Worte, aber ich bin mit den Gedanken ins Gespräch eingestiegen „Benzingeruch, V8, Wildnis, Elchtest, Zelt, Bärenangriff, Feuerholz“ und bin dann plötzlich bei „Bambi & rosa Picknick-Korb“ rausgekommen. Ich stellte klar, dass wir hier keine Zeit für Sentimentalität haben und hier knallhart von Anfang bis Ende ums überleben kämpfen müssen – selbst jetzt – und trank meinen Milchkaffee zu Ende.

Wir packten danach unsere Sachen und gingen auf unsere erste Probefahrt. Mein Vater war von dem Wagen hellauf begeistert. Wir fuhren gemeinsam an die Erzgrube und knipsten dort ein paar Bilder. Es war ein wirklich schöner Anblick, wie motiviert und unterstützend auch meine Mutter war. Ich hatte zwar im Vorfeld schon mit ihr gesprochen aber es hätte ja auch sein können, dass meine Mutter unter Umständen traurig oder verärgert sein könnte, da ihr solch ein großes Abenteuer nicht zuteil werden würde. Keine Ahnung, es hätte sicherlich der eine oder andere bittere Gedanken entstehen können. Insbesondere bei älteren Menschen erlebt man das ja ab und an, dass sie dem gegenüber das letzte und vorletzte Stück Pizza nicht gönnen, obwohl sie schon längst satt sind. Meine Eltern führen selbst heute noch eine so süße und traumhafte Ehe, dass ich solch ein Verhalten mir zwar nie vorstellen könnte…aber wie schon so oft gesagt, der Teufel isch’n Eichhörnle…

Nach unserem Fotoshooting war mein Vater soweit, das erste Mal in seinem Leben einen V8 zu fahren! Ich gab ihm die Schlüssel, sagte ihm, dass er vorsichtig fahren solle und setzte mich auf den Beifahrersitz. Er startete den Motor und suchte zunächst den Schalthebel an der falschen Stelle; ist halt kein GLK… Mein Vater legte die Fahrstufe ein und blubberte langsam mit unserem Rallye-Wagen vom Parkplatz runter. Vorsichtig, voller Achtung betätigte er langsam das Gaspedal – Moment: Ich hab hier doch ein Deja Vu! Ich konnte mir zu gut Vorstellen, dass es ihm jetzt genau so ging wie mir damals bei der Probefahrt. Ich merkte, dass die Hochschaltung in den nächsten Gang ausblieb und somit mein Vater offensichtlich das Pedal stärker durchgedrückt hatte, als die Fahrgeschwindigkeit und Beschleunigung es anmuten ließ. Der Wagen beschleunigte gemächlich und wir schoben entspannt auf der B28 durch die Wälder nach Hause.

Endlich: Es war geschafft: Mein Vater war informiert und ich konnte nun endgültig mit der Rallyevorbereitung richtig loslegen! Ich konnte mit der Homepage in die Vollen gehen. Bisher war ich keinem sozialen Netzwerk aktiv, hatte mit niemandem großartig darüber gesprochen und musste ständig aufpassen, dass der Flurfunk nicht schneller als ich war und mein Vater nicht von einer unautorisierten Stelle Wind von der ganzen Sache bekam.

Wir hatten heute unseren Teamspirit geformt und nach einer 35 jährigen Vorbereitungszeit das Versprechen gegeben, gemeinsam ein riesiges Abenteuer zu starten! Ein Abenteuer als Vater und Sohn!

 

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